Das Desaster von Hockenheim
- 03. April 2018
- Red. OLDTIMER MARKT
Als Jim Clark am 7. April 1968 im Hockenheimer Motodrom in seinen Lotus 48 steigt, ist er angespannt. Passend zu seiner Stimmung ist das feuchtkalte Wetter im Badischen. Dass der Fahrerweltmeister (1963 und 1965) und Indy-Sieger (1965) an dem Formel-2-Rennen teilnimmt, hat wirtschaftliche Gründe: Lotus hat sich gerade Zigarrettenhersteller Player’s als Sponsor gesichert. Der Champion tritt daher als prominentes Zugpferd werbewirksam in der zweiten Liga an – seinerzeit ist es in der Königsklasse durchaus üblich, auch in anderen Rennserien zu fahren. Die Fahrergehälter sind von heutigen Gagen noch weit entfernt. Mutmaßlich ein Reifenschaden wirft Clarks Formel-2-Lotus in der fünften Runde des ersten Laufs plötzlich aus der Bahn und lässt ihn gegen einen Baum prallen – weder Leitplanken noch Auslaufzonen schützen damals vor einem Abflug in den Wald.
Ein Streckenposten in der Nähe und der ein ganzes Stück hinter Clark fahrende Chris Irwin sind die einzigen Zeugen des Geschehens. Noch in seinem letzten Interview hat der Schotte am Vortag im Aktuellen Sportstudio nicht mit Kritik am Hockenheimring gegeizt: „Die Strecke ist für Formel-2-Rennen einfach lächerlich. Sie hat zu viele Geraden. Der Fahrer kann überhaupt nichts machen.“ Jim Clark, der als bester Rennfahrer seiner Generation galt und bis heute unvergessen ist, sollte mit dem Statement leider Recht behalten.