Automobilbau und mehr
- 24. April 2017
- Red. OLDTIMER MARKT , Bilder: Technoseum, Klaus Luginsland, HL
Mannheim - Geburtsstätte der Mobilität
Mannheim gilt wegen seiner Erfinder Drais, Benz und Lanz als Geburtsstätte der Mobilität. Das Auto hat daher für die Quadratestadt, das Ländle und das Technoseum eine hohe Bedeutung. Technoseum – so heißt das 1990 eröffnete Landesmuseum für Technik und Arbeit übrigens erst seit sieben Jahren. Es eröffnete im März die überarbeitete Abteilung zum Automobilbau und löste die provisorische Ausstellung ab, die dem Umbau des Hauses geschuldet war und über zehn Jahre Bestand hatte.
Neue Dauerausstellung zum Automobilbau
Sechs Themenräume erzählen die Geschichte des Automobilbaus von der Erfinderwerkstatt bis zur aktuellen Massenproduktion. Den Pionieren Carl Benz, Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler ist Raum gewidmet. Zu sehen sind zahlreiche Objekte und Archivalien aus dem Nachlass der Familie von Carl Benz. Zu den Glanzstücken zählt sicher der in Ladenburg gebaute 1924er Benz Söhne Tourenwagen Typ 18/25 PS. Im vergangenen Jahr hatte es um die Schenkung des Benz-Nachlasses noch Erbstreitigkeiten gegeben.
Von Ford lernen?
Doch wie baute man eigentlich Autos? Der Benz-Söhne-Tourenwagen von 1924 war noch ein handwerklich gefertigtes Auto. Zeitgleich hatten andere Hersteller längst auf die Fließbandfertigung umgestellt. Bei der "Hochzeit" des Ford Modell-T erfährt der Besucher wie die Karosserie und das Fahrgestell zusammengeführt wurden. Neben dem Automobilbau widmet sich die Ausstellung auch der Motorisierung in Kaiserreich, Nationalsozialismus und beiden Weltkriegen sowie der Entstehung der Automobilgesellschaften in BRD und DDR nach 1945.
Karosseriebau bei Porsche
Geblieben ist die bewährte Vorführstation zur Karosseriefertigung des Porsche 911. Die vorletzte von ursprünglich 12 Stationen der einst 60 Meter langen Fertigungsanlage stammt aus dem Karosseriewerk Reutter. Dort wurden von 1963 bis 1989 etwa 300.000 Porsche 911 in den vier Karosserievarianten Coupé, Speedster, Cabriolet und Targa zusammengeschweißt. Bevor Industrieroboter diese Arbeit um 1990 übernahmen, fügten Arbeiter im Akkord die 911-Karosserien mit etwa 12 Kilogramm schweren MAG-Schweißzangen mit über 5000 Schweißpunkten zusammen.
Setzkästen zur Automobilgeschichte
Rund um die Ausstellung laden 14 große Schaufenster zur Entdeckungstour ein: Eine Sammlung von Reklameschildern, Autoradios, Tretautos, Blitzanlagen oder Technikkomponenten zeigen die technische Entwicklung auf. Hier "erzählen" die Objekte selbst die mehr als 130-jährige Automobilgeschichte, Texte fehlen hier gänzlich. Für Experten wie Oldtimerbesitzer dürfte das kein Problem darstellen, andere Besuchergruppen ohne Hintergrundwissen würden sich über Zusatzinformationen aber sicherlich freuen.
Automobilgeschichte erfahren
Zahlreiche Film-, Medien- und Experimentierstationen ergänzen die Ausstellung. Beispielsweise können die Unterschiede zwischen eisenbeschlagenen Holzrädern und Gummireifen „erfahren“ werden. Die Ausstellung widmet sich nicht nur der Pionierzeit des Automobils, sondern geht auch auf die aktuelle Massenproduktion ein. So können Besucher gemeinsam mit einem modernen Industrieroboter ein Modellauto zusammenbauen, dessen Komponenten zuvor am 3D-Drucker ausgedruckt wurden.
Neben 19 Autos werden 23 Mopeds und Motorräder von Herstellern wie NSU, Zündapp, Hercules und Kreidler gezeigt. Doch das Technoseum bietet noch mehr: Industrialisierungsgeschichte ab dem 18. Jahrhundert von der Agrarrevolution, Eisenbahn bis zur Weberei.
Geöffnet ist das Technoseum täglich von 9 bis 17 Uhr. Nur am 24. und 31. Dezember ist es geschlossen.