Vor 25 Jahren

Peugeot 406 Coupé: Schick und solide

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Der geschichtliche Stellenwert von Ereignissen und Dingen zeigt sich deutlich oft erst in der Vergrößerung des Rückspiegels. So konnte beim Auslaufen des 406 Coupés im Jahr 2004 wohl kaum jemand ahnen, dass damit auch die fast 50-jährige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Peugeot und Pininfarina auszuklingen begann, und das gewissermaßen gleich nach dem Höhepunkt: Seit 1955 hatten die Italiener das Design des französischen Herstellers maßgeblich mitgeprägt und die erleseneren Coupé- und Cabrio-Versionen der Massenmodelle auf eigenen Bändern nahe Turin oft sogar produziert. Wie eben auch das vor 25 Jahren lancierte 406 Coupé, der mit 107.633 Einheiten weitaus größte Einzelauftrag in der Geschichte Pininfarinas. Mangelndes Geschichtsbewusstsein stand dem 406-Coupé-Absatz also offensichtlich nicht im Wege.

Ebenso wenig die gestalterische Nähe zu zeitgenössischen Ferrari-Modellen. Was die Peugeot-Halter dennoch nicht dazu animierte, sich scheuende Pferde auf die Wagenflanken zu kleben. Zumal unter der Haube überwiegend Kaltblütiges angerichtet war: genügsame und durchaus agile Vierzylinder, deren knapp 140 PS für flotten Cruising-Modus damals wie heute völlig reichen. Tendenziell Ferrari-eske Längsdynamik boten die zwischen 190 und 218 PS starken V6. Sogar ein 2,2-Liter-Turbodiesel mit 133 PS hat es auf die Optionspalette geschafft, er genehmigt sich nach Werksangaben 6,4 Liter pro 100 km. Alle Triebwerke stammen aus einem Regal und finden sich auch in zeitgenössischen Modellen anderer Hersteller. Somit ist die Teileversorgung für Motor und Getriebe über Hersteller und Zubehörhandel gesichert.

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Auch die äußerst korriosionsbeständige Karosserie und die Fahrwerkstechnik geben bei üblicher Pflege wenig Anlass zur Kritik. Der Halbitaliener mit langem Radstand windet sich souverän und geräuschlos um weite und enge Ungerade winden. Gewiss, die Lenkung könnte selbst bei vollkommen gesunder Mechanik direkter sein – Sportnote befriedigend. Eigner des 8C berichten gelegentlich von Spuruntreuen und Knacken bei Unebenheiten. Fahrwerksteile wie Traggelenke oder Koppelstangen sind jedoch günstig und qualitativ vertretbar im Zubehör erhältlich.

Dass das schicke Coupé auf einer eher bescheidenen Mittelklasse-Limousine basiert, kann der Innenraum nicht verleugnen. Es dominieren billige Hartplastikteile des Spätneunziger-Konzernbaukastens, die sich teilweise sogar im Kleinwagen 206 wiederfinden. Nur etwas lieblos eingepasster Zierrat wie Leisten, Tachoringe und ein Alu-Schaltknauf sollen das Coupé aufhübschen. Leider vergebens. Immerhin, vier Erwachsene finden Platz im 406 Coupé, sofern die Hintensitzenden nicht größer als 1,80 Meter sind.

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Als gefühlter Weltmeister in Sachen Automobilbau neigt der Deutsche ja bisweilen dazu, herablassend auf die Produkte anderer Länder zu schauen, vor allem aus jenen des Laissez-Faire und Dolce Vita. Dass zeitgenössische deutsche Premium-Baureihen zum großen Teil längst vom Rost dahingerafft wurden, während die meisten italofranzösischen 406er heute noch in guter Verfassung sind, zeigt die Kluft zwischen Selbstbild und Wirklichkeit.

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Wer seine Wahrnehmung neu kalibrieren möchte, kann das mit dem Peugeot 406 Coupé bedenkenlos tun. Selbst gut erhaltene Modelle liegen derzeit noch bei Marktwerten im mittleren vierstelligen Bereich. Worauf Sie beim Kauf achten sollten, erfahren Sie in unserer Kaufberatung in OLDTIMER MARKT 1/2020.