„Kauhsen krempelt ganz Italien um“
- 23. Juni 2025
- Gregor Schulz
Die Überschrift dieses Artikels ist ein Zitat aus der italienischen Gazzetta dello Sport vom März 1975. Damals fand in Mugello der zweite Lauf zur Sportwagen-WM statt – und der erste, bei dem eine ganz besondere deutsche-italienische Zweckgemeinschaft am Start war. Die Buchstaben WKRT zierten den Alfa Romeo Tipo 33TT12. Das Kürzel stand für Willi Kauhsen Racing Team, denn die Mailänder waren an den erfahrenen Ex-Porsche-Mann herangetreten und hatten gefragt, ob er die Dreiliter-Zwölfzylinder in der WM an den Start bringen könne. In Italien war damals Wirtschaftskrise und es galt, die fertig entwickelten Prototypen halbwegs bezahlbar einzusetzen.
Natürlich konnte Willi Kauhsen, allerdings nur zu seinen Bedingungen. Dazu gehörte, dass er Ingenieur Carlo Chiti, der den 33TT12 entwickelt hatte, Boxenverbot erteilte, damit der sich nicht einmischen konnte. Für den Autodelta-Chef, der damals in seiner Heimat einen fast schon legendären Ruf genoss, ein Affront. Und genau der führte zu besagter Schlagzeile – dazu gab’s eine Fotomontage, die Kauhsen mit Pickelhaube in einem deutschen Weltkriegspanzer zeigte, den eine Alfa-Niere zierte.
Doch das deutsche Wesen im Team zahlte sich aus: Nach den Plätzen drei und fünf in Mugello startete das WKRT durch und gewann alle verbliebenen sieben WM-Läufe, einschließlich der 1000 Kilometer auf dem Nürburgring, Kauhsens Heimspiel. Am Steuer saßen einige der besten Piloten ihrer Zeit, unter anderem Derek Bell, Jacky Ickx, Henri Pescarolo, Jochen Mass, Rolf Stommelen und Jody Scheckter. Und natürlich Arturo Merzario, den Willi Kauhsen noch aus seiner Zeit als Abarth-Werksfahrer kannte und der ihm als einziger Fahrer von Alfa Romeo vorgeschrieben worden war.
Als die WM am 13. Juli 1975 mit dem 6-Stunden-Rennen von Watkins Glen zu Ende ging, hatten das WKRT und Alfa Romeo den Titel längst in trockenen Tüchern. Während sich Willi Kauhsen anschließend ohne nennenswerten Erfolg der Formel 1 zuwandte, konnte Alfa Romeo den Titelgewinn 1977 mit dem 33SC12 wiederholen – auch ohne deutsche Gründlichkeit.
Hier ein Eindruck des Fahrzeuges, gefahren in Donington Park: