Happy Birthday, BMW!

Das erste „Motorrad mit Propeller“ wird 100!

Ihr geniales Motorenkonzept, der längs eingebaute Zweizylinderboxer, legte vor 100 Jahren den Grundstein für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die auch schlechte Zeiten überstand – und heute in der stattlichen R18 gipfelt. Ihr Debüt feierte die Flat-Twin-Maschine beinahe zeitgleich auf dem Pariser Automobilsalon und der Deutschen Automobilausstellung in Berlin anno 1923. Dabei avancierte die Bayerin für ihre Schöpfer – die nach dem Ersten Weltkrieg und den Versailler Verträgen keine Flugmotoren mehr bauen durften – rasch zum wahren Glücksrad.

Entwickelt wurde die BMW R32 maßgeblich von Ingenieur Max Friz – und das, so heißt es, innerhalb von sage und schreibe vier Wochen. Als Basis diente dem Konstrukteur die Helios – ein Motorrad der Bayerischen Flugzeugwerke, das ab 1919 in überschaubaren 1050 Einheiten produziert wurde. Auch die Helios wurde von einem Boxer angetrieben, der hier jedoch quer eingebaut war. Friz montierte den Motor längs ins Fahrwerk und bescherte dem Aggregat damit eine deutlich verbesserte Kühlung. Per Kardanwelle wird die Kraft ans Hinterrad gereicht, was gegenüber Ketten- oder gar Riemenantrieben in Sachen Wartung immense Vorteile bringt.

Der seitengesteuerte Boxer schöpft 8,5 PS bei 3300 Umdrehungen aus 495 Kubik, genug für eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h – zu der Zeit ein beachtlicher Wert! Ein horizontal teilbares Getriebe stellt drei Fahrstufen zur Verfügung, die sich per Handschaltung an der rechten Tankflanke sortieren lassen. Während die erste Version der R32 noch ohne Bremse im Vorderrad auskommen muss, kommt in der späteren Ausführung eine Trommelbremse zum Einsatz. Im Hinterrad verzögert eine fußbetätigte Keilklotzbremse, die auf eine separate Bremsfelge wirkt. Eine solide Rohrrahmenkonstruktion ohne Hinterradfederung bildet das Fahrwerk der modernen Münchnerin, die Vordergabel ist eine gezogene Kurzschwinge mit Blattfederung.

Ohne Lichtanlage, Hupe, Tacho und Soziussitz schlug die R32 anno 1925 mit 2200 Reichsmark zu Buche. Die Produktion endete 1926 – nach 3090 gebauten Exemplaren.

Und wie sieht’s mit den sportlichen Qualitäten aus? Privat- und Werksfahrer lernten schnell die Vorzüge des Münchner Kindl schätzen: Beim Hindelang-Oberjoch-Rennen im Jahr 1923 gingen gleich zwei R32 an den Start, sicherten sich zwei erste Preise und die Tagesbestzeit. Im Sattel einer der beiden Maschinen thronte Werksfahrer Rudolf Reich. Weitere Erfolge beim Rennen „Rund um die Lausitz“ und beim Wettbewerb „Rund um Landshut“ (beide 1924) folgten.