Meilensteine

BMW Neue Klasse: Lückenfüller als Retter

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Wohl selten kam einem neuen Modell solche Bedeutung zu wie den BMW der "Neuen Klasse": Die bayerische Nobelmarke hatte sich Ende der fünfziger Jahre tief in die Krise manövriert — mit einem kuriosen Typenprogramm, das einerseits aus Kleinstwagen, andererseits aus Luxuskarossen und dazwischen nichts als Lücke bestand. Diese Lücke sollte nun durch einen neuen BMW der Mittelklasse geschlossen werden, der seit 1959 durch die Presse geisterte. Im September 1961 war es endlich soweit: Anläßlich der IAA in Frankfurt debütierte der langerwartete Neuling — unter der schlichten Bezeichnung BMW 1500.

Schlicht und von unaufdringlicher Eleganz gab sich auch seine äußere Erscheinung, an der der italienische Designer Giovanni Michelotti mitgearbeitet hatte. Das Blechkleid sah nicht nur gut aus, sondern erwies sich obendrein als praxisgerecht und bot einen geräumigen und gut ausgestatteten Innenraum, der sich über vier Türen bequem erreichen ließ, einen großzügigen Kofferraum und gute Übersichtlichkeit.

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Die wirklichen Leckerbissen aber verbargen sich unter dem Blech: Der 1,5-Liter-Vierzylinder mit seiner obenliegenden Nockenwelle, die Scheibenbremsen an den Vorderrädern und das aufwendig konstruierte Fahrwerk gehörten nicht zum Standard dessen, was man von einem Auto dieser Hubraumklasse erwartete. Entsprechend hoch war die Nachfrage. Aber die vielen Interessenten mußten sich bis Herbst 1962 gedulden, denn erst dann startete BMW die Serienfertigung. Ohne dass das Auto wirklich ausgereift gewesen wäre: Die Kundschaft durfte Versuchsingenieur spielen — ein zweifelhaftes Vergnügen!

Hochgeladenes Bild Entwurf von Giovanni Michelotti. Die rechteckigen Scheinwerfer tauchen später bei den 2000er-Modellen wieder auf

Schnell galt der 1500er als unzuverlässig — ein Ruf, unter dem lange Zeit die nach ihm vorgestellten Typen 1600, 1800 und 2000 litten. Zu unrecht, denn BMW hatte mittlerweile die anfänglichen Kinderkrankheiten in den Griff bekommen. Dafür sorgten die superschnellen Ti, Ti/SA und Tii sofort für positive Schlagzeilen, galten sie lange Zeit bei sportlichen Wettbewerben als unschlagbar. Und gehören zusammen mit dem luxuriösen Kraftpaket 2000 Tilux zu den gesuchtesten Viertürern der Neuen Klasse.

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über 360.000 Neue Klassen brachte BMW bis zum Produktionsende 1972 an den Mann! Trotz der anfänglichen Qualitätsprobleme trieb der Viertürer den Jahresumsatz der Autosparte von 200 Mio. 1961 auf 450 Mio. Mark im Jahr 1965 hoch. Herbert Quandts Rechnung war aufgegangen – der Großaktionär hatte BMW wenige Monate vor Erscheinen der Neuen Klasse mit einer Risiko-Kapitalspritze über den Abgrund geholfen. Dass es um den "Rettungswagen" dennoch schnell still wurde, ist seinem jüngeren Bruder geschuldet, der 1966 das Licht der Welt erblickte: Aus dem Stand avancierte das Nesthäkchen 02 zum Liebling der Sportfahrer und verkaufte sich schließlich 860.000-mal. Heute liegen gut erhaltene Exemplare mit Zustandsnote 2 im Classic-Data-Marktspiegel bei etwa 12.000 Euro, nur die 2000er-Modelle mit 120 bzw. 130 PS erzielen gut doppelt so hohe Preise.


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Eine Kaufberatung zu den BMW-Modellen der 1500er-Reihe finden Sie in OLDTIMER MARKT 7/2011 oder online in unserem Shop.

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