Mercedes-Benz T 80

Der Renner, der nie rannte

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Besucher des Mercedes-Benz Museum in Stuttgart kennen das riesige Ungetüm mit den zwei Stummelflügeln nur aus der Ferne. Hängend in einer symbolisierten Steilkurve beeindruckt das Exponat durch seine offensichtlich windschlüpfige Form und seine schiere Größe. Doch das, was dem Betrachter dort gezeigt wird, ist gar nicht der komplette und nie zum Einsatz gekommen Weltrekordversuchswagen T 80, sondern lediglich dessen originale Karosserie mit darunterliegendem Gitterrohrrahmen. Worauf Interessierte dagegen bisher noch nie einen Blick werfen konnten, war das Fahrgestell mit der faszinierenden Technik des Dreiachsers.

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Das diesbezüglich dringender Änderungsbedarf bestand, dachte sich wohl auch Mercedes-Benz Classic. Denn die firmeneigene Klassikabteilung präsentiert nun nach über einjähriger Arbeit das vollkommen originale und lediglich konservierte Fahrgestell des T 80 auf dem Goodwood Festival of Speed – zusammen mit einem rekonstruierten Gitterrohrrahmen und erstmals seit 1940 auch wieder mit einem Motor versehen. Doch aus eigener Kraft bewegen kann sich der Koloss nicht. Denn bei dem eingebauten Flugzeugmotor DB 603 handelt es sich um ein Schnittmodell. Der originale Motor, der den T 80 auf über 600 km/h beschleunigen sollte, ging nach Abbruch des Projekts zurück an das Reichsluftfahrtministerium und gilt als verschollen. Zusammen mit dem Gitterrohrrahmen ohne Verblechung ergeben sich so jetzt Einblicke nicht nur unter die Außenhaut, sondern auch sprichwörtlich in die Rekordtechnik von damals.

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Die Initiative zum T 80 geht auf den Rennfahrer Hans Stuck zurück, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Landgeschwindigkeitsweltrekord nach Deutschland zu holen. Für die Konstruktion des 8,24 Meter langen Wagens beauftragte die damalige Daimler AG Ferdinand Porsche. Der setzte auf zwei angetriebene Hinterachsen, um die anvisierten über 3000 PS Leistung des 44,5-Liter Hubraum messenden V12-Motors auch angemessen auf die Straße zu bekommen. Das gewaltige Triebwerk mit Benzineinspritzung war dabei hängend – also mit der Kurbelwelle nach oben – eingebaut, genauso, wie auch im Flugzeug. Großen Wert wurde auf die Windschlüpfigkeit der Karosserie gelegt, der sich sogar die Spurweiten unterordnen mussten. So ist die hintere der beiden Antriebsachsen 14 Zentimeter schmaler als die vordere, um eine perfekte Tropfenform der Karosserie erreichen zu können.

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Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde das Projekt jedoch begraben. Ohnehin war unklar, ob der für die Fahrten geplante Autobahnabschnitt zwischen Dessau-Süd und Bitterfeld für die Rekordfahrten ausreichend gewesen wäre. Hans Stuck hätte dort zwar die anvisierte Geschwindigkeit erreichen können, für das anschließende Brems- und Ausrollmanöver hatte der Platz aber vermutlich nicht mehr ausgereicht.
Der T 80 konnte jedenfalls nie beweisen, zu was er in der Lage gewesen wäre. Aber immerhin können Interessierte nun wieder Einblicke in die faszinierende Technik von einst bekommen.

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